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Goldsuche in Reichmannsdorf

Goldsuche in Reichmannsdorf

Der Name Reichmannsdorf könnte so gedeutet werden: “Dorf der reichen Männer.” Aber dieser Name ist sehr irreführend. Die Männer des Dorfes waren nie reich, doch was sie bewerkstelligten, machte andere reich. Das trifft wohl besonders auf den Goldbergbau zu.

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Bis zu den Anfängen des vorigen Jahrtausends geht die Suche nach dem begehrten Metall zurück. In der Frühzeit der Menschheitsgeschichte blieb das Goldvorkommen am Goldberg mit Sicherheit unberührt. Historisch belegt ist, dass in der Bronzezeit vor etwa 4000 Jahren metallkundige Erzschürfer vom Balkan über die Karpaten und Sudeten bis nach Sachsen und Thüringen vordrangen. Ob sie schon Kenntnis von den damals noch reichen oberflächennahen Goldvorkommen im Thüringer Schiefergebirge hatten, lässt sich bisher nicht nachweisen.

Unklar, aber wahrscheinlich ist auch das Wissen der Kelten über die Vorkommen. Bei den Westkelten, die vor über 2000 Jahren auch am Rande des Thüringer Waldes siedelten, dominierte nämlich die Goldwährung. Die Hauptfördergebiete lagen allerdings in Gallien, dem heutigen Frankreich.

Überliefert ist, dass die Blütezeit des Goldbergbaues im Thüringer Schiefergebirge das späte Mittelalter war. Die erste urkundliche Erwähnung des Goldbergbaues fällt in das Jahr 1335, als kaiser Ludwig IV. und Friedrich Markgraf zu Meißen Streitigkeiten um das “Goldwerk” schlichteten.

Zu dieser Zeit war der Bergbau in Reichmannsdorf aber schon in vollem Gange. Wahrscheinlich lag die Hauptgewinnungsperiode wie beim schlesischen Goldbergbau etwa zwischen 1200 und 1400. Typische Gewinnungstechnologie der damaligen Zeit war der Duckelbergbau. bei dem das Erz in dicht nebeneinanderliegenden kurzen Schächten abgebaut wurde. Am Goldberg bei Reichmannsdorf hat der Geologe Hans Heß von Wichdorff zu Beginn des 20. Jahrhundertes auf einer Fläche von 80 bis 170 Meter Breite und 500 Meter Länge etwa 900 Pingen und Halden gezählt und kartiert.

Die Abbildung zeigt die Lage der bis in unsere Tage erhaltenen Spuren dieses intensiven Bergbaus. Die reicheren, leicht gewinnbaren, in geringer Tiefe am Goldberg und im Schlagetal lagernden Goldvorkommen erschöpften sich Ende des 15. Jahrhunderts immer mehr, was schließlich zum Niedergang der Goldgewinnung führte. Im Gegensatz zur früheren Goldbergbautätigkeit, die relativ ertragreich gewesen sein muss, bescherten spätere Wiederaufnahmeversuche ihren Unternehmern nur geringe Golderträge. Die Zubuße war stets höher als die Ausbeute. Der erste Versuch, den Reichmannsdorfer Goldbergbau wieder zu beleben, fällt in die Jahre 1477 bis 1481. Genau 100 Jahre später wird noch einmal versucht, am Goldberg Edelmetall zu gewinnen, diesmal von 1577 bis 1579. Über die durchgeführten Arbeiten und deren Ergebnisse ist nichts bekannt.

Nach über einhundertjähriger Pause beginnt 1699 erneut eine Bergbauperiode, die bis 1728 andauert. In dieser Zeit fallen die Prägungen der berühmten Reichmannsdorfer Dukaten. Sieben verschiedene Prägungen erscheinen von 1717 bis 1728. Offenbar wurde dabei das gesamte ausgebeutete Gold vermünzt. Nach kurzer Unterbrechung wird von 1740 bis 1747 wieder ein Goldbergwerk gemutet. Der noch heute begehbare Stollen “Mit Gebeth und Arbeit” wird in dieser Zeit rekonstruiert und weitergefahren. Im Siebenjährigen Krieg ruht der Bergbau. 1764 wird auf Initiative des Steigers Sommer noch einmal der Abbau aufgenommen, kommt aber nach dessen Tod im Jahre 1766 schnell wieder zum Erliegen.

Damit war der aktive Bergbau am Goldberg endgültig beendet. Verschiedene spätere Untersuchungen in den Jahren 1823 bis 1827, 1872 und 1995 bis 1887 führten zu keiner Wiederaufnahme des Bergbaus.

Die Frage nach der insgesamt geförderten Goldmenge lässt sich nur näherungsweise beantworten. Der Goldberg und der Schlagebach lieferten nach eigenen überschlägigen Berechnungen etwa 350 Kilogramm des begehrten gelben Metalls. Das entspricht nach heutigen Wertmaßstäben der beachtlichen Summe von sieben Millionen Mark. Man kann davon ausgehen, dass etwa fünf Prozent dieser Menge gegenwärtig noch fein verteilt im Boden liegt. Die Gewinnung dieser Restgoldmenge würde etwa das 20-fache seines Wertes kosten. Der Geologe spricht in diesem Falle von einem nicht abbauwürdigen Vorkommen. Historisch, geologisch und touristisch interessant ist es aber allemal.

Der ehemals jüngfräuliche Goldberg hat im Laufe seiner jahrhundertealten Geschichte so manches über sich ergehen lassen müssen und sich doch einen ganz besonderen Reiz erhalten.

Zur Geologie
Der Goldbergbau bei Reichmannsdorf liegt im Berfeich ordovizischer Quazite und Tonschiefer. Diese mehr als 450 Millionen Jahre alten Gesteine werden von milchweißen Quarzgängen durchzogen, die die primären Goldträger sind. Das Gold ist in ihnen jedoch mikroskopisch fein verteilt und nur ganz selten bildet es sichtbare winzige Körnchen. Man spricht hier vom Berggold. Im laufe der Verwitterung befreien sich die Goldstäubchen von ihrem Quarzmantel und beginnen ein Eigenleben als Seifengold. Der Verwitterungsschutt wird von fließendem Wasser aufbereitet und sortiert. Das schwere Gold sammelt sich in Vertiefungen im Untergrund an Hindernissen im Bachkies. Auf diese Weise reichert es sich zusätzlich an.

Seifengoldvorkommen sind also nicht nur leichter gewinnbar, sondern oft auch reicher als die dazugehörigen Berggoldvorkommen. Der Goldberg gibt seinen ganzen Edelmetallinhalt an den Schlagebach ab. Und tatsächlich finden geduldige Goldsucher mit Schaufel und Pfanne auch heute noch so manches schöne Belegstück des gelben Metalls im Schlagebach.

Dr. Markus Schade

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